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Mein wuscheliges Ich 

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Ich bin 16 Jahre alt und stolz darauf hinter meinem Körper und seinen Besonderheiten zu stehen. Dies war nicht immer so, denn ich bin behaart. Ich habe nicht nur die weit verbreiteten und gehassten Härchen an meinen Beinen, nein mein ganzer Körper wird von einem goldenen Flaum bedeckt, den ich liebe! Schon früh wurde ich aufmerksam darauf gemacht, das meine Härchen abnormal seien. In der ersten Klasse verglich sich jeder Junge mit meinen Armhaaren und immer siegte ich an Masse. Zuerst war ich stolz darauf anders zu sein und in etwas zu siegen in dem Mädchen normalerweise keine Chance hatten. Nach kurzer Zeit aber lernte ich meine Haare zu hassen. Ich wurde aufgrund ihnen verspottet und zum Affen verwandelt und mit vor Ekel verzogenen Gesichtern angestarrt. Ich bin sensibel, war es immer schon und damals schockierte mich diese Behandlung. Sie hinterließ ein zertrümmertes Selbstbewusstsein. Ich traute mich nicht ohne bedeckende Klamotten auf die Strasse, was im Sommer zu einem Drama wurde. Schwimmbäder wurden für mich zu einer Qual und ich mied sie jahrelang. Konfrontationen hinsichtlich meiner Haare wurden zu einer meiner größten Ängste. Als ich dann eines warmen Tages in der 5. Klasse auf dem Pausenhof mit meinen Freunden chillte beschimpfte mich wieder ein Junge als Yeti und ekelerregend. Ich erstarrte in Panik und noch heute erinnere ich mich an das Rasen meines Herzens und an die Reaktion meiner Freunde. Ich starrte sie hilfesuchend an, doch sie blickten mich nur an. Sie blickten mich an als würden sie das gleiche denken. 

Die Reaktion meiner Freunde erschütterte mich. Heute stimmen mich diese Erinnerungen traurig. Dass meine Haare einfach verschwinden würden war mein größter Wunsch. Und so war ich fest entschlossen sie abzurasieren und kaufte mir einen Rasierer. Doch als die Klinge nur noch Zentimeter von meinen Härchen entfernt war stoppte ich. Das bild von samtenen zarten Beinen kreiste in meinem Kopf und ich begriff dass das nicht meine Beine waren. Meine Beine waren anders und haarig, aber nur weil die Gesellschaft sie dazu machte. Und nur um der Gesellschaft zu gefallen meinen Körper zu verändern ist für mich kein Grund. Ich will so sein wie ich bin und mich nicht in irgedeine Form quetschen lassen, die nicht meine ist. Mit diesen Gedanken fing ich an meine Beine zu lieben und die goldenen Löckchen auf ihnen zu akzeptieren. Das alles gehört zu mir. Meine Haare sind ich und ich bin ich mit meinen Haaren. Mit dieser Erkenntnis änderte sich mein Denken. Ich musste lernen für mich einzustehen und mich zu lieben so wie ich bin. Und so verteidigte ich mich auf die nächste Beleidigung mit einer wirren Argumentation und war stolz auf mich. Ich hatte meine Panik überwunden und geantwortet.

Inzwischen bin ich 16 und immer noch ist es für mich schwer. Ich befinde mich in einem Prozess, in welchem ich langsam lerne mich selbst zu lieben. All die abwertende Behandlung verletzt mich immer noch, da sie im Grunde bedeutet dass ich ekelhaft bin, widerlich und abscheulich. Doch denke ich heute nicht nur darüber nach, sondern weiter. Ist eine Frau wirklich unfeminin mit Haaren? Warum ist die Welt überzeugt, dass Haare an den Beinen von Frauen eine Sache der Ungeheuerlichkeit sind? Warum sagt meine Tante zu mir, dass meine Haare ein “NoGo” sind und mein Cousin, dass ich Jungs anwidere? Jede Frau besitzt sie, manche mehr, manche weniger und trotzdem schämt man uns für sie. Die Natur gab sie uns mit Hintergedanken, so wie sie uns Wimpern mit einem Hintergedanken gab. Schönheitsideale, die oft von Männern entworfen werden, sind so stark in unsere Gefühlswelt eingebrannt, dass wir diese Meinungen und fremden Empfindungen zu unseren Eigenen machen. Wir denken, weil Männer Haare haben ist es der Frau verboten. Es zeigt, dass wir krampfhaft den Unterschied zwischen Mann und Frau aufrecht zu erhalten versuchen. Haarlosigkeit ist also einfach ein trauriger Orientierungspunkt. All dies widerspricht dem Verständnis der empanzipierten Frau, denn sie ist immer noch abhängig von der Meinung anderer und aus diesem Grund verrät sie ihren Körper. Deswegen rufe ich jede Frau, die sich selbst als emanzipiert bezeichnet, dazu auf sich nur von ihren eigenen Schönheitsidealen leiten zu lassen und die der Anderen zu akzeptieren.

Ich versuche selbst, diese Überzeugung zu leben. Ich weiss dass meine Haare und meine Entscheidung als anders und abnormal angesehen werden. Jedoch weiss ich mittlerweile auch, dass diese Entscheidung ich zu sein mit meinen Haaren, mit ihren goldenen Kringeln und dem goldenen Schatten an meinen Beinen, mich besonders macht. 

Fluffy Girl

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I am proud of my body and all its unique aspects. One of those is that I am hairy however I have not always been proud of that. I am not talking about the widely disliked and criticized hair on my legs, but rather about the golden fluffiness that covers my entire body. A fluffiness I love! Already when I was very young I was made aware of the fact that my hairiness was considered to be “abnormal”. In first grade, boys would compare their arms to mine in order to see who had more hair. I always won. Initially, it made me proud to win in a competition that girls usually did not even participate  in because they did not stand a chance. However, I quickly started hating my body hair as it was the reason that I would be made fun of and called a monkey whilst being stared at in disgust. As a result of this I was left with a broken confidence that left me unable to leave the house without hiding my whole body. Especially during summer this became a drama. Public swimming pools were a punishment to me so that I tried to avoid them as much as I could. Confrontation with my hair became one of my worst fears.

On a sunny day in year 5, when I was hanging out with my friends, a boy once called me a disgusting Yeti. I still remember the throbbing of my heart while I froze in panic and looked over to my friends, waiting for them to stand up for me. However, their reaction was merely to stare back at me, as if they were silently agreeing with him. This disturbed me deeply and thinking back, the memory of it still makes me sad. My biggest wish was that all my hair would just disappear. Therefore, I decided to shave it all off and bought a razor. Only when the blade was centimeters away from my hair I paused, imagining silky soft legs and realizing that those were not my legs. My legs were different and hairy, solely because society labelled them that. To me, changing my body in order to have society’s approval is not an option as I have no interest in allowing myself to be pressed into a form that is not mine. 

Holding on to this thought I started loving my legs and accepting the golden locks on them. All of them belong to me. My hair is me and I am me with my hair. Understanding this completely changed my way of thinking. I had to learn to stand up for myself, to accept myself and to love myself. I was ready to argue with any person who insulted me and immensely proud of myself when I had finally overcame my anxiety.

I am now 16 and still struggling in the difficult process of slowly learning to love myself. Being treated with disgust still hurts me. Essentially, it means that I am gross and abnormal. However, I now think not only about it, but further. Is it true that a hairy woman cannot be feminine? Why does the world consider hair on female legs such a monstrous thing? Why does my aunt tell me that my hair is a “no go” and my cousin that I disgust boys? Every woman has hair, some have more, some have less and yet we are ashamed of it even though nature put thought into making us. This is due to beauty standards which are usually designed by men and that we adopt as our own opinions and sense of aesthetics. We think that because men have hair, women are forbidden to have it. This shows that we are still desperately trying to uphold differences between the two sexes. Consequently, the need to remove our hair is nothing but a sad and disoriented viewpoint which stands in stark contrast with our understanding of emancipation. Is a woman really liberated if she still subjects herself to other people’s opinions and betrays her own body? 

I would like to encourage everyone to follow only their own beauty ideals and furthermore accept those of others. I myself try to live after this principle, knowing that my hair and my decision are considered abnormal, and also knowing that it is exactly this decision, to keep my golden fluff with the golden shade it projects onto my legs, that makes me special. 

Words by Ramona Schnall
Translated into English by Amuna Wagner
Photos by Yael Wagner 

Posted by:KANDAKA

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